Auftakt einer bedeutenden Kooperation in der Ukraine
„Wie lange habt ihr das alles geprobt?“, fragt ein Junge mit großen Augen in der DRK-Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie. Die jungen Zuhörenden sind sichtlich beeindruckt vom klassischen Streichkonzert, das soeben zu Ende gegangen ist. „Erst seit Sonntag“, antwortet Bratschist und Musethica-Mitbegründer Avri Levitan, „aber wir spielen unsere Instrumente schon, seit wir fünf oder sechs Jahre alt sind.“
Die Berliner Konzertwoche vom 11. bis 17. Mai steht exemplarisch für den Ansatz von Musethica: Neun Konzerte in fünf Tagen spielten die beteiligten Musiker*innen, vor Menschen, die aus unterschiedlichen Gründen selten Zugang zu klassischer Musik haben. Darunter war neben der DRK-Klinik eine Justizvollzugsanstalt in Neukölln und eine Schule mit besonderem Förderbedarf in Kreuzberg.
Die Konzertwoche markierte den Beginn einer neuen Partnerschaft: So wurden erstmals Musikerinnen von der Odesa National Academy of Music eingeladen: Yelyzaveta an der Violine und Sofiia am Cello schlossen sich mit dem Berliner Studenten und Cellisten Syon und dem Geiger Adam aus Kopenhagen zusammen. Gemeinsam studierten sie ein anspruchsvolles Programm ein: von Streichtrios von Franz Schubert und Ernst von Dohnányi über Werke von ukrainischen Komponisten bis zu einem Sextett von Johannes Brahms. Angeleitet wurden sie dabei sowohl von Avri Levitan als auch von der Bratschistin und Kammermusikprofessorin Olena Bazan aus Odessa. Die Begleitung durch renommierte Tutor*innen ist ebenfalls Teil des Konzepts von Musethica.
Vor, nach oder auch zwischen den Konzerten haben die Studierenden fleißig geprobt, voneinander gelernt und auch all die Eindrücke der Konzerte verarbeitet: „Musethica erweitert definitiv den Horizont“, reflektiert Syon in einer Mittagspause. „Mir wurde während dieser Woche noch einmal bewusst, wie viele andere Lebensrealitäten es noch gibt.“
Neben neun Konzerten in sozialen Einrichtungen standen auch zwei öffentliche Konzerte auf dem Programm: Eines im Ballhaus Wedding, vor ausverkauftem Saal und in stimmungsvoller Atmosphäre. Das Abschlusskonzert fand im Kiezraum auf dem Dragonerareal statt – ein vertrauter Ort für Musethica, mit einem treuen Berliner Publikum.
Insgesamt war es eine intensive Woche, die noch nachklingt: Die Lernkurve war steil, die Motivation hoch und die Publikumsreaktionen rührend. Nach dem Konzert in der DRK-Klinik wollten die Kinder nicht nur die Instrumente ausprobieren, sondern baten spontan um Autogramme. Stifte und Zettel wurden organisiert – und die jungen Musiker*innen signierten wie Stars. Ein größeres Kompliment hätten sie wohl kaum bekommen können.
Copyrights: Musethica/Nataliya Popel
Die Konzertwoche fand im Rahmen des EU-geförderten Projekts 1000+ Concerts: Innovating Higher Music Education Through Social Inclusion statt. Nähere Informationen zum Projekt gibt es unter 1000plusconcerts.eu.