Premiere & Wiedersehen – Musethica-Sessions in NRW im Mai

Der Mai gilt gemeinhin als „kurzer Monat“ – bei Musethica war er besonders intensiv: Neben einer Konzertwoche in Berlin fanden zwei weitere Sessions in Nordrhein-Westfalen statt – in Detmold und Essen. Während unser Besuch in Detmold eine Premiere markierte, freuten wir uns in Essen über ein Wiedersehen mit vertrauten Partnern.

Detmold: Erster Besuch mit starkem Auftakt

Vom 2. bis 11. Mai gastierte Musethica zum ersten Mal in Detmold – in enger Kooperation mit unserem neuen Partner, der Hochschule für Musik Detmold. Drei herausragende Studierende – Emilija Mladenovic (Violoncello), Elisabeth Hutterer (Violine) und Shirin Aimée Schulz (Violine) – arbeiteten unter der Anleitung von Alexander Gebert (Violoncello) und Avri Levitan (Viola). Auf dem Programm standen zwei große Werke der Kammermusikliteratur: Beethovens Streichtrio in Es-Dur, Op. 3, sowie Arenskys Streichquartett Nr. 2 in a-Moll, Op. 35.

In nur sechs Tagen spielte das Ensemble elf Konzerte in verschiedenen sozialen Einrichtungen der Region – darunter die Justizvollzugsanstalt für Männer, das Klinikum Lippe, psychiatrische Einrichtungen und mehrere Werkstätten für Menschen mit Behinderungen. Überall wurden wir mit großer Offenheit empfangen.

Auch die Lokalpresse zeigte sich beeindruckt: Sowohl das Westfalenblatt als auch die Lippische Landeszeitung berichtete über unser Konzert in der JVA. Für die meisten der Inhaftierten war es das erste klassische Konzert ihres Lebens. „Rock, Pop, Blues – das haben wir schon alles hier gehabt. Aber eben noch keine Klassik”, erklärte Ralf Weber, Justizvollzugsbeamter und Freizeitkoordinator, dem Westfalenblatt. Die Reaktionen waren eindrucksvoll: konzentriert, aufmerksam – und am Ende wurde sogar eine Zugabe gefordert.
Der gesamte Artikel im Westfalenblatt ist (hinter einer Bezahlschranke) hier verfügbar.

Neben den Konzerten nahmen die Musiker*innen am Seminar Art of Practicing teil, geleitet von Avri Levitan. Das Format bietet Raum für intensiven Austausch über Methoden des Übens – individuell oder im Ensemble.

Den Abschluss der Woche bildete ein öffentliches Konzert im prachtvollen Brahms-Saal der Hochschule – ein festlicher Ausklang und zugleich der Beginn einer vielversprechenden Partnerschaft.

Essen: Wiedersehen mit Wirkung

Vom 25. Mai bis 3. Juni kehrte Musethica nach Essen zurück. In Kooperation mit dem Theater und Philharmonie Essen fand die Session zum zweiten Mal im Rahmen des Programms Philharmonie vor Ort statt.

Die musikalische Leitung übernahm der renommierte Geiger und Dozent Roi Shiloah. Gemeinsam mit Meriel Bizri (Violine), Ruby Shirres (Viola), Wiktoria Błaszczak (Viola) und Eva Mazia (Violoncello) arbeitete er an zwei bedeutenden Werken: Mozarts Streichquintett Nr. 4 in g-Moll und Mendelssohns Streichquintett Nr. 2 in B-Dur.

Einige Einrichtungen, darunter die Justizvollzugsanstalt Essen und die Klinik für Palliativmedizin, öffneten erneut ihre Türen für Musethica. Erstmals mit dabei waren u.a. das Übergangswohnheim für Geflüchtete in der Papestraße sowie das Kinderheim St. Josefshaus und das Haus Esmarchstraße, eine Wohneinrichtung für Menschen mit psychischer Erkrankung. So wächst unser Netzwerk mit jeder Session weiter.

Auch hier hatten wir erneut Besuch von der Lokalpresse: Die WDR Lokalzeit Ruhr berichtete am 28. Mai 2025 über die Session; der Beitrag ist in der Mediathek abrufbar (ab Minute 19:00).

Die Woche endete mit zwei öffentlichen Konzerten: eines in der historischen Marktkirche Essen und ein weiteres in der Philharmonie Essen im Rahmen der Spielzeitpräsentation des Theaters und Philharmonie Essen. Beide Konzerte gaben dem Publikum die Gelegenheit, das Ensemble in ganz unterschiedlichen, aber ebenso eindrucksvollen Rahmen zu erleben – intim und nahbar, aber auch auf großer Bühne.

Beide NRW-Sessions fanden im Rahmen des EU-geförderten Projekts 1000+ Concerts: Innovating Higher Music Education for Social Inclusion statt. Ermöglicht wurden sie durch die Unterstützung der Deutsche Bank Stiftung, der Neumayer Stiftung und der Vinci Stiftung – ein herzliches Dankeschön!

Copyrights: Friedrich von Plettenberg, Tobija Hudnik

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